Er sagte: Ihr gehört´s alle weggesperrt!

Die letzten Tage nahm ich an Veranstaltungen teil, die mir zunächst ohne Verbindung zueinander erschienen.

Am Samstag habe ich als Ordner und Unterstützer an der Fahrrad-Sternfahrt des ADFC teilgenommen. Um mich herum Menschen allen Alters und auch Kinder. Ein Junge fuhr direkt neben mir.

Als wir bei der Landsberger Straße waren, standen auf der anderen Seite Autos, die wegen des unseres Zuges warten mussten. Einer der wartenden schrie mit hochroten Kopf aus seinem Auto: „Ihr gehört´s alle weggesperrt!“ Natürlich ließ er die ganze Zeit den Motor laufen. Dass es dort zu solchen Sperrungen kommt, war seit langem in Presse und auf Plakaten angekündigt, man hätte das Gebiet um die Theresienwiese meiden können.

Gestern war ich bei der Eröffnung des Weges des Erinnerns in Markt Indersdorf. Es ging um die Kinder der osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen, die weggesperrt!!! wurden und grausam sterben mussten. Alle, Politiker, Zeitzeugen und Gäste haben betont, wie wichtig das Erinnern ist und wir den Anfängen wehren müssten.

Was haben wir, Menschen, Kinder, Eltern und Großeltern am Samstag falsch gemacht, so dass wir alle weggesperrt gehören? Wohl doch nur, dass wir nicht nur an uns denken, sondern bemüht sind, auch den nächsten Generationen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Man kann in der Umsetzung und den Prioritäten anderer Meinung sein. Dann kann man das friedlich diskutieren und demokratisch lösen. Aber „Wegsperren“ zeigt nur, dass man nichts, aber auch gar nichts gelernt hat!
(Dies ist ein sehr persönlicher Beitrag von Hubertus Schulz)

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